Bei der Podiumsdiskussion „Der Patient – Das Mass der Dinge?! Brückenschlag für eine bessere ärztliche Versorgung“ trafen sich Prof. Dr. Usinger, Chefarzt der Fachklinik für Orthopädie der Kurpark-Klinik, Karin G. Mertel vom Netzwerk-Osteoporose und Anne Kaiser von KOSKON NRW zum Gespräch mit dem Publikum.
Unter der Moderation von Michael Brocker, Preisträger des Journalistenpreises, stellten Themen wie die sogenannte „Minutenmedizin“, mangelnde Empathie in der Versorgung und die zunehmende Digitalisierung die zentralen Inhalte der Podiumsdiskussion dar.
Unter dem Motto „Brücken bauen“ kamen vom 28. bis 30. Mai Menschen jeden Alters in die Westfallenhalle nach Dortmund, um sich über Möglichkeiten zur verbesserten Zusammenarbeit von Politik, Wissenschaft und Praxis bei seniorenpolitischen Themen zu informieren.
Die pauschalierte Abrechnung der ärztlichen Leistung führt zu systembedingten einschneidenden Veränderungen im Gesundheitswesen und einer Leistungsanpassung zulasten des Patienten wie auch des behandelnden Arztes. Unter dem Aspekt einer zunehmenden Zeitknappheit bei der Arztkonsultation, appellierte aus Patientensicht Anne Kaiser für den mündigen Patienten, der sich bereits vor dem Arztbesuch informiert und strukturiert vorgeht, um seine Fragen und Bedürfnisse effizient beantwortet zu wissen. Er muss sich dabei nicht scheuen, Sachverhalte erneut erklären zu lassen und Rückfragen zu stellen.
Eine Vorgehensweise, die Prof. Usinger mitträgt, der Ärzte nicht als „Halbgötter in Weiß“ verstanden wissen möchte, sondern als Lotsen mit umfänglicher medizinischer Expertise. Voraussetzung für einen funktionierenden Dialog ist die Kommunikation auf gleicher Sprachebene. So ist der Arzt in der Pflicht, sich auf den Patienten einzustellen, Fachtermini zu umgehen bzw. verständlich zu erklären und mittels seiner ärztlichen Erfahrung und Empathie, die vielfältigen gesundheitsrelevanten Facetten seines Patienten in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Um eine optimale Behandlung zu gewährleisten, ist das Selbstbewusstsein des Patienten hilfreich, jedoch unter Akzeptanz des medizinischen Know-hows und einer objektiven Perspektive des Arztes. Vertrauen in dessen Kompetenz und die Fokussierung auf den Therapieerfolg ist hierfür unverzichtbar.
Selbsthilfegruppen, als Vernetzungsmöglichkeit für betroffene Patienten, bieten wirkungsvolle Unterstützung im Umgang mit der eigenen Krankheit. Neben dem Erlebnis, sich in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten austauschen zu können, leisten Selbsthilfegruppen auch wertvolle strukturelle Unterstützung, beschreibt Karin Mertel die positive Wirkung der Selbsthilfe.
Gemeinschaft schafft Erleichterung durch ein gemeinsames Verständnis. Hier bietet sich der Rahmen für Wissens- und Erfahrungsaustausch einerseits und psychischer Stärkung andererseits, was im Zuge der systematischen Einschränkung des Zeitfensters, das Patient und Arzt zur Verfügung steht, an Bedeutung gewinnt.
Eine gesundheitspolitische Ausrichtung, die zunehmend auf Kostenreduzierung ausgerichtet ist, stellt sowohl den Patienten wie auch den Arzt vor Herausforderungen und sucht nach einer gemeinschaftlichen Lösung. Es ist ein Brückenschlag erforderlich, der Laienkompetenz und Fachexpertise bestmöglich verknüpft: Hierin sind sich die Diskussionsteilnehmer sowie das Publikum einig.
Im Zuge fortschreitender Digitalisierung, die Informationen bündelt und verfügbar macht, darf der Patient als Mensch nicht übersehen werden. So betont Prof. Usinger die Unersetzbarkeit des zwischenmenschlichen Kontaktes zum Patienten, um ihn als Individuum in seiner Gesamtheit wahrnehmen und in den Therapieerfolg miteinbeziehen zu können.